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Schöningen

Fundstelle Schöningen sorgt international für Furore

Das renommierte Wissenschaftsmagazin „Journal of Human Evolution“ widmet dem Fundort der berühmten Speere einen Sonderband

Hat der Heidelbergmensch in Schöningen eine ganze Pferdeherde auf einen Schlag erlegt oder war das Seeufer vor 300.000 Jahren ein immer wieder zur Jagd genutzter Ort? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt ein Sonderband des weltweit geschätzten Wissenschaftsmagazins „Journal of Human Evolution“, der jetzt im paläon Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Der im Jahre 1994 entdeckte Fundplatz Schöningen ist – nicht nur aufgrund der ältesten erhaltenen Holzwaffen des Menschen – ein Meilenstein der Weltgeschichte. Der altsteinzeitliche Schlachtplatz von Pferdejägern an einem ehemaligen Seeufer gewährt Einsichten in das Verhalten des Heidelbergmenschen (Homo heidelbergensis), die Eingang in jedes Buch zur Menschheitsentwicklung gefunden haben. Nach 20 Jahren Ausgrabungstätigkeit zieht das Forscherteam nun mit einem englischsprachigen Sonderband Bilanz, der Dank der systematischen Auswertung manche Vorstellung der ersten Stunde revidieren und mit spektakulären Neufunden ein neues Bild vom Leben in einer Warmzeit vor 300.000 Jahren zeichnen kann. Mit der Veröffentlichung werden einer internationalen Leserschaft unter anderem die Überreste der Säbelzahnkatze, die Holzspeere und die Knochengeräte erstmals näher vorgestellt. Der unter Federführung von Prof. Nicholas Conard (Universität Tübingen) und Prof. Thijs van Kolfschoten (Universität Leiden) zusammengestellte Band stellt mit 20 Beiträgen auch vielfältige neue Erkenntnisse zur Datierung und Umweltgeschichte der Fundstelle vor.

Einen wichtigen Beitrag zur Klimageschichte leisten auch die von Dr. Gottfried Böhme aus Berlin untersuchten Fischreste, die als Temperaturindikatoren der Zeit vor 300.000 Jahren gelten können. Sie werden zusammen mit einer Übersicht zur Geologie im zweiten Band der „Schöningen Reihe“ ebenfalls der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit Beiträgen von Prof. Dietrich Mania (Jena) und Prof. Jutta Winsemann und Team von der Universität Hannover wird erstmals das einmalige Eiszeitarchiv im Tagebau umfassend geologisch beschrieben und so auch das Geheimnis gelüftet, wie sich die Speerfundstelle - trotz der nachfolgenden Eiszeiten mit ihren zerstörerischen Gletschermassen - erhalten konnte.

Die Arbeiten und die Drucklegung wurden vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanziell gefördert. So freuen sich die Abteilungsleiterin für Kultur, Annette Schwander, und der Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, Stefan Winghart, außerordentlich, dass das Ziel der weiteren internationalen Profilierung der Fundstelle Schöningen in so überzeugender Weise vorankommt. Die Forschungen sind allerdings mit den neuen Publikationen nicht abgeschlossen, vielmehr haben die jüngsten Entdeckungen – darunter die spektakulären Überreste eines Waldelefanten – das weitere Potential der Fundstelle erneut vor Augen geführt.


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