Stadt der Speere
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Stolpersteine in Schöningen

In Erinnerung an die Verbrechen der Nazizeit

Stolpersteine - Steine über die wir stolpern sollen? Ja, das sollen wir, aber nicht im Sinne von stürzen und hinfallen, sondern mit den Gedanken...

Wenn Sie so einen Stolperstein hier in Schöningen sehen, heißt das, in diesem Haus lebte einmal ein Mensch, der aufgrund seines Glaubens, seiner politischen Gesinnung, einer Behinderung oder weil er den Nazis aus einem uns unbegreiflichen Grund unbequem war, deportiert und ermordet wurde.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig macht mit dem Projekt "Stolpersteine" auf diese grausamen Vorkommnisse in der NS-Zeit aufmerksam. An dem letzten selbstgewählten Wohnort des jeweiligen Menschen wird auf dem Gehweg vor dem Wohnhaus ein Stein im Boden versenkt, auf dem eine 10 x 10 cm große Messingplatte angebracht ist. Auf diese sind der Name und die Lebensdaten sowie das Schicksal des Naziopfers eingehämmert.

Stößt man nun im Vorbeigehen auf so einen Stein, stolpert man in Gedanken, beugt sich über den Stein um lesen zu können was darauf steht und verbeugt sich so, innehaltend vor dem Menschen.

"Das Grauen begann nicht erst in Auschwitz, Treblinka oder in anderen Lagern... es begann in unserer Nachbarschaft, in unserem Haus, vor unserer Tür..." (Zitat Gunter Demnig).

Die Nationalsozialisten haben den Menschen damals die Würde und den Namen genommen, sie wurden einfach ausgelöscht und haben nicht einmal ein Grab, an dem überlebende Angehörige trauern können. Mit der Legung der Stolpersteine wird den Menschen zumindest ihre Würde und ihr Name wieder zurückgegeben und sie sind so wieder ein Stück weit unter uns, wenn wir von ihnen sprechen.

In Schöningen hat es auch Familien gegeben, die von diesen Nazi Gräueltaten betroffen waren. Für die Menschen, deren Namen auf dem Gedenkstein des Schöninger Friedhofes stehen, wurde in Initiative der Arbeitsgemeinschaft "Stolpersteine für Schöningen" je ein Stolperstein gelegt. 25 Namen, hinter denen ein ganz persönliches Schicksal steht, finden wir auf dem Gedenkstein. Namen die es zu recherchieren galt.

In dem Zeitraum von Oktober 2012 bis April 2014 wurden insgesamt 31 Stolpersteine in Schöningen verlegt. Zu den vier bereits vorhandenen  Stolpersteinen an der Niedernstraße 23 wurde im September 2016 ein weiterer Stein beigefügt. Die Verlegung wurde von Hinterbliebenen aus den USA initiiert, die eigens dafür angereist waren.

Es war die vermutlich letzte Verlegung, bis die Helmstedterin Susanne Weihmann bei ihrer Recherche zu ihrem Buch über die Heil und Pflegeanstalt Königslutter über sechs weitere Namen „gestolpert“ ist. So kam es am 7. Mai 2019 dazu, dass Gunter Demnig ein weiteres Mal nach Schöningen kam, um persönlich die Steine an sechs zusätzlichen Orten Schöningens zu befestigen.

Inzwischen hat der 71-jährige in 24 verschiedenen Ländern Europas rund 73.000 Stolpersteine verlegt, wobei nun 38 davon in Schöningen an die Opfer der NS-Zeit erinnern.

Übersicht Stolpersteine in Schöningen


Stumbling Stones - Stones we are meant to stumble upon? Yes, but not in the sense of tripping and falling, but rather with our thoughts...

When you see such a "Stolpersteine" here in Schöningen, it means that once upon a time, a person lived in this house who was deported and murdered due to their faith, political beliefs, disability, or simply because they were deemed inconvenient by the former Nazis regime for reasons we may find incomprehensible.

The Cologne-based artist Gunter Demnig draws attention to these cruel events during the Nazi era with the "Stumbling Stones" project. At the last self-chosen place of residence of each individual, a stone is embedded in the pavement in front of the house, bearing a 10 x 10 cm brass plate. Engraved on it are the name and life dates of the Nazi victim, as well as their fate.

As you pass by such a stone, you stumble in thought, leaning over the stone to read what is written on it, and thus bowing in reverence to the person, pausing for a moment.

"The horror did not begin in Auschwitz, Treblinka, or other camps... it began in our neighborhood, in our house, at our doorstep..." (quote by Gunter Demnig).

The Nazis robbed people of their dignity and their names back then; they were simply erased and didn't even have a grave where surviving relatives could mourn. By placing Stumbling Stones, at least their dignity and their names are given back to them, and they become, in a way, a part of us again when we speak of them.

In Schöningen, there were also families affected by these Nazi atrocities. In the initiative of the working group "Stumbling Stones for Schöningen," a Stumbling Stone was laid for each of the people whose names are inscribed on the memorial stone at the Schöningen cemetery. We find 25 names, each representing a deeply personal fate, on the memorial stone. Names that required research.

Between October 2012 and April 2014, a total of 31 Stumbling Stones were laid in Schöningen. In September 2016, an additional stone was added to the four already present at Niedernstraße 23. The placement was initiated by surviving relatives from the United States, who traveled specifically for this purpose.

It was likely the last placement until Helmstedt resident Susanne Weihmann stumbled upon six more names during her research for her book on the Königslutter sanatorium. Thus, on May 7, 2019, Gunter Demnig came to Schöningen once again to personally attach the stones at six additional locations in Schöningen.

By now, the 71-year-old artist has placed around 73,000 Stumbling Stones in 24 different countries in Europe, with 38 of them now reminding us of the victims of the Nazi era in Schöningen.