Stadt der Speere
Sympathisch. Erstaunlich. Schön.

Schöningen

Eine Idee wird zum Wegzeichen

Stadt der Speere weiht Tuma-Skulptur am Burgplatz ein

Was vor mehreren Jahren als Gedanke erste Konturen annahm, ist von nun an im Herzen Schöningens zu finden. Am 23. Juni weihten Vertreter der gesamten Region das „Schöninger Wegzeichen“ ein. Dahinter verbirgt sich eine 2,5 x 2,5 Meter große Skulptur aus Cortenstahl, deren künstlerische Gestaltung von keinem Geringeren als dem renommierten Karikaturisten Peter Tuma stammt. Pünktlich zum 5. Geburtstag des paläon weist der so genannte „Urschöninger Mann“ nun den Weg zum Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere.

Seit dem Auffinden der ältesten Jagdwaffen der Menschheit macht Schöningen als „Stadt der Speere“ Furore. Seit langem wünschte sie sich als Symbol dieses Titels einen Speerwerfer an zentraler Stelle. Ideen wurden entwickelt, Varianten durchgespielt. „Doch plötzlich lag alles auf der Hand“, so Elke Stern, Vorsitzende des Schöninger Verkehrsvereins und Mitinitiatorin: Die Ausstellung der humoristischen Zeichnungen mit dem Titel „Ein Anfang mit Speeren/Szenen aus dem Leben der Schöninger Männer“ von Professor Peter Tuma 2015 im paläon gab den entscheidenden Ausschlag. Gern kam Tuma der Anfrage nach, Entwürfe für eine Skulptur zu erstellen. Und so war das Wegzeichen in seiner heutigen Form geboren. Die technische Projektleitung übernahm ehrenamtlich Bernd Kowalewski-Backhauß, der mit der Firma K. Domeier GmbH aus Offleben einen Partner fand, der nicht nur über das technische Knowhow, sondern auch über viel Leidenschaft für dieses Projekt und Engagement für die Region verfügte.
„Möglich war die Realisierung darüber hinaus zum einen durch das Bemühen des Verkehrsvereins Schöningen und zum anderen durch die Möglichkeit, es über die Leader-Förderkulisse „Grünes Band im Landkreis Helmstedt“ mitzufinanzieren, die 80 Prozent der Kosten abdeckt“, so Bürgermeister Henry Bäsecke. Weitere Unterstützung kam vom Förderverein Schöninger Speere – Erbe der Menschheit e.V.
„Mit dem Wegzeichen soll nicht nur die Identifikation der Schöningerinnen und Schöninger mit ihrer Stadt der Speere gestärkt werden. Vielmehr soll auch ein weiterer Anziehungspunkt geschaffen werden und damit ein Beitrag für den Kulturtourismus in unserer Region und die Lebens- und Standortqualität“, fasst Elke Stern zusammen. Darüber hinaus solle das Wegzeichen ein weiteres Element zur Anbindung der Schöninger Innenstadt an das paläon sein.

Peter Tuma über das Schöninger Wegzeichen:
Was 2012 mit einigen schnell hingeworfenen Skizzen begann und bereits drei Jahre später zu einer Ausstellung im paläon führte, findet jetzt seinen unverhofften Höhepunkt in der Aufstellung des stählernen „Wegzeichens“ im Zentrum der Stadt.
Der verlegene Witz und der satirische Umgang mit den uns so gänzlich unbekannten, fernen Speereträgern war mir zu Anfang Motivation und Brücke, das unfassbare Alter der hier gefundenen Jagdwaffen und ihrer Träger wenigstens ansatzweise zu verstehen oder einordnen zu können.
Inzwischen sind so viele Zeichnungen zu diesem Thema entstanden, dass mir die Schöninger Ahnen ganz vertraute Figuren zu sein scheinen. Aus diesem Kanon stammt auch diese Figur. Aber anders als auf den Zeichnungen ist Humor nicht beabsichtigt, sondern eher der ernsthafte Versuch, ein signethaftes Bild eines Speereträgers zu finden, der mit seiner Waffe in der Hand das angedeutete „Buch der Geschichte“ verlässt und uns entgegen zu kommen scheint.

Es war Wunsch der Stadt Schöningen, hier in der Mitte der historisch ehrwürdigen, alten Stadt, dem bedeutenden archäologischen Fund, der mit seiner Entdeckung die Stadt zu einem Ort internationalen Interesses gemacht hat, also zwischen dem Rathaus und dem paläon, eine Wegmarke, oder wie ich es immer verstanden habe, ein WEGZEICHEN zu setzen. Dieser „Urschöninger Mann“, ausgeschnitten aus einer Stahltafel, nimmt zum ersten Mal seit ich mich mit den Veteranen beschäftige, auch den Begriff Alter ernst und wird mich mit Leichtigkeit überleben. Ich muss mich auf das Urteil der begabten Männer um Andreas  Heiser bei der Firma Domeier verlassen, die mir prophezeien, dass die Figuration erst in Jahren, die heutige Oberfläche durch einen Anflug von Rost verändern könnte.
Dann bleibt noch viel Zeit ….aber 300 000 Jahre sind dann wohl doch etwas zu viel des Guten.

Hintergrund: Peter Tuma - deutscher Maler und Grafiker
Der in Wolfenbüttel wohnende Künstler Peter Tuma hat eine interessante Vita aufzuweisen. Der emeritierte Kunstprofessor für Malerei der Fachhochschule Hannover zeigte seine Werke zum Beispiel bei der „documenta 6“ in Kassel. Auch in namhaften Ausstellungen in den Metropolen Paris, Rom und Berlin bewunderte man seine Kunstprodukte. Bereits 1962 bezog der Maler und Grafiker ein erstes Atelier in Wolfenbüttel. In den vielen Jahrzehnten seines Schaffens entstanden außer Referenzobjekten auch viele so genannte Gelegenheitsgrafiken.
Peter Tuma verbrachte seine Kinder- und Jugendjahre in Schöningen, wo er auch die Schule besuchte. Von 1958 -1962 studierte er in Braunschweig. Ab 1962 übte Peter Tuma auch die Tätigkeit als Archäologisch-wissenschaftlicher Zeichner am Braunschweigischen Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte aus. 1982 wurde ihm die Professur für künstlerische Grundlagen an der FH Hannover übertragen.  Arbeitsaufenthalte und Studienaufenthalte führten ihn durch die ganze Welt. Seine Lehrtätigkeit beendete Peter Tuma 2003.
Seit dem Studium Ende der 50er- Anfang der 60er Jahre, entstehen erste, eher absichtslos hingeworfene Blätter unabhängig neben der eigentlichen Produktion des Malers. Diese kleinen Humoresken haben eher wenig mit dem malerischen Ouevre des Künstlers Tuma zu tun. Denn im Gegensatz zum Konzept seiner Malerei dominiert in diesen Zeichnungen naturgemäß das Bild des Menschen in den unterschiedlichsten Facetten.
Im Sommer 2012 bei einem Klassentreffen, welche Peter Tuma immer wieder nach Schöningen führten, zeigte er der Runde eine Zeichnung „Alte Männer mit Speeren“. Auf Grund der positiven Reaktion kam es zur ersten Beschäftigung mit Zeichnungen zu den gefundenen Speeren von Schöningen und so entstanden schnell bis zu 50 Bilder.
2014 wurden die Zeichnungen  erstmalig in Wolfenbüttel gezeigt und 2015 im paläon unter dem Titel „Ein Anfang mit Speeren / Szenen aus dem Leben der Schöninger Männer“. 2017 und 2018 wurden sie im Wilhelm-Busch-Museum Hannover gezeigt.

Projektbeteiligte, Unterstützer und Gratulanten vor dem neuen Schöninger Wegzeichen (v.li.): Michael Schmidt, Regionalmanager der LEADER-Region „Grünes Band im Landkreis Helmstedt“, Landrat Gerhard Radeck, Elke Ster, Vorsitzende des Verkehrsvereins Schöningen e.V., Jürgen Theuerkauf, Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig, Prof. Peter Tuma, Dr. Florian Westphal, paläon-Geschäftsführer, Thomas Schwarz, K. Domeier GmbH, Jörn Domeier, Mitglied des Landtages, Bernd Kowalewski-Backhauß, Verkehrsvereins Schöningen e.V., Andreas Heiser, K. Domeier GmbH, Bürgermeister Henry Bäsecke.
Projektbeteiligte, Unterstützer und Gratulanten vor dem neuen Schöninger Wegzeichen (v.li.): Michael Schmidt, Regionalmanager der LEADER-Region „Grünes Band im Landkreis Helmstedt“, Landrat Gerhard Radeck, Elke Ster, Vorsitzende des Verkehrsvereins Schöningen e.V., Jürgen Theuerkauf, Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig, Prof. Peter Tuma, Dr. Florian Westphal, paläon-Geschäftsführer, Thomas Schwarz, K. Domeier GmbH, Jörn Domeier, Mitglied des Landtages, Bernd Kowalewski-Backhauß, Verkehrsvereins Schöningen e.V., Andreas Heiser, K. Domeier GmbH, Bürgermeister Henry Bäsecke.
v. li.: Prof. Peter Tuma mit den technischen Machern: Bernd Kowalewski-Backhauß, Thomas Schwarz und Andreas Heiser, beide Fa. K. Domeier.

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