Stadt der Speere
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Schöningen

Empfang der Hinterbliebenen der Cohen-Familie

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Bürgermeister Malte Schneider begrüßte am 4. März gemeinsam mit Vertretern des Rates zwei außergewöhnliche Besucher. Gemeinsam mit dem Arbeitskreis Stolpersteine und Gedenkarbeit waren Ronald und Thomas Cohen im Neuen Rathaus zu Gast. Die Familiengeschichte der Brüder ist eng mit Schöningen verknüpft. In der Bismarckstraße 2 erinnern heute Stolpersteine an das Schicksal ihrer Verwandten, die einst vor dem NS-Regime flohen.  

Dank des Kontaktes des Arbeitskreises zu Ronald und Thomas Cohen, die heute in England leben und mit großer Anteilnahme die Erinnerungskultur in Schöningen verfolgen, traten die Zwei ihre Reise in die Heimatstadt ihres Vaters an. Nach der Verwüstung des Familiengeschäftes in der Bismarckstraße war er 1933 gezwungen, es billig zu verkaufen. Er ging daraufhin nach Berlin, von wo aus ihm 1939 die Flucht nach England gelang. Seine Frau blieb in Schöningen, um die Schwiegermutter zu pflegen. Sie floh schließlich 1940 über Belgien.

„Es ist ein ganz besonderer Termin für uns, Sie im Schöninger Rathaus willkommen heißen zu können“, begrüßte Bürgermeister Malte Schneider die sympathischen und herzlichen Gäste aus London. „Heute scheint es notwendiger denn je, dem Vergessen entgegen zu wirken, an das Greul und Leid in der Zeit des Nationalsozialismus zu erinnern und als Mahnung immer wieder zu thematisieren.“ Ronald und Thomas Cohen konnten das nur bekräftigen. Sie gaben spannende Einblicke in ihre Biographie und die ihrer Familie. Unter anderem berichteten sie von der dramatischen Trennung und Flucht ihrer Eltern 1939 und 1940 nach England, wo sie schließlich zusammen ihr neues Leben aufbauten und die beiden Söhne Ronald und Thomas geboren wurden. Hier gründeten sie Familien und wurden erfolgreiche Unternehmer.

Der Kontakt zum Schöninger Arbeitskreis Stolpersteine entstand vor wenigen Jahren über eine Verwandte aus den USA, die durch eine Internetrecherche von der Verlegung der Cohen-Stolpersteine erfuhr.

Bürgermeister Schneider bat die Gäste um einen Eintrag in das Goldene Buch der Stadt. Darin bedanken sie sich, dass in Schöningen die Erinnerung an das jüdische Leben bewahrt wird.
Direkt nach dem Besuch im Schöninger Rathaus brachen sie mit Heidi Rank, Manfred und Rosemarie Saak vom Arbeitskreis ins Gymnasium Anna Sophianeum auf, wo sie vor 250 Schülerinnen und Schülern vom tragischen Schicksal ihrer Familie berichteten. Viele Verwandte kamen bis 1945 in Konzentrationslagern ums Leben. Andere wiederum flüchteten ins Ausland, wo noch heute ihre Nachkommen leben. „Wir nehmen an, dass wir mit unseren Kusinen Helen und Jane in den USA die letzten und vielleicht sogar die einzigen lebenden Verwandten von der ehemaligen jüdischen Gemeinde von Schöningen sind.“

 

Ronald und Thomas Cohen mit Bürgermeister Malte Schneider beim Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Schöningen.
Ronald und Thomas Cohen mit Bürgermeister Malte Schneider beim Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Schöningen.
Bürgermeister Malte Schneider, Sylvia Schünemann und Waltraud Rybotycky (Rat), Ronald und Thomas Cohen, Rosemarie Saak, Heidi Rank und Manfred Saak (Arbeitskreis Stolpersteine und Gedenkarbeit) sowie Wolfgang Waldau (Rat). Fotos: Anke Grundmann

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