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Schöningen

Hausärztliche Versorgung - Offener Brief

Aufgrund der aktuellen Situation der hausärztlichen Versorgung in Schöningen hat Bürgermeister Malte Schneider einen Offenen Brief an die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen verfasst:

Mit großer Bestürzung hat die Stadt Schöningen und ihre Einwohner*innen erst aus der Lokalpresse der Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten vom Samstag, 05. Juni 2021, erfahren müssen, dass eine seit zwei Jahrzehnten etablierte Allgemeinmedizinerin ihre Hausarztpraxis bereits zum Monatsende einstellen wird, um ins Ausland zu gehen. Diese erschütternde Nachricht  trifft die Patientinnen und Patienten gerade zeitgleich mit dem Start des Wegfalls der Priorisierung für die Impfungen gegen die todbringende Corona-Pandemie.

Die hausärztliche Versorgung im Schöninger Stadtgebiet gestaltet sich dadurch ganz aktuell immer dramatischer. Inzwischen ist es für die Schöningerinnen und Schöninger nahezu unmöglich geworden, ortsnah einen Hausarzt zu finden, der sie als Patient*innen aufnimmt. Die Bestandspraxen sind längst an ihrer Belastungsgrenze angelangt.

Da absehbar ist, dass viele der ortsansässigen Mediziner*innen in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, wird sich das Problem noch verschärfen – so denn überhaupt noch möglich. Die Angelegenheit ist hochbrisant. Der Status der Unterversorgung scheint in unserem Gemeinwesen endgültig manifestiert. Und ein Blick auf die kommenden Jahren verheißt nichts Gutes:

Innerhalb der kommenden zehn Jahre erreichen fünf der insgesamt sechs als Allgemeinmediziner*innen praktizierende das Rentenalter. Zwar arbeiten einige Ärzt*innen dankenswerter Weise weit über das Rentenalter hinaus. Dennoch ist es absehbar, dass sich der Hausärztemangel verschärfen wird, wenn die Kolleg*innen in den Ruhestand gehen und keine Nachfolge finden. Dass sich dies mehr als schwierig gestaltet, zeigt sich seit Jahren in nahezu allen ländlichen
Regionen Niedersachsens bzw. ganz Deutschlands.

Die Stadt Schöningen sieht die Bemühungen auf überregionaler und regionaler Ebene zur Erreichung einer ausreichenden hausärztlichen Versorgung. Insbesondere setzt sie hohe Erwartungen in bereits laufende Maßnahmen des Landes Niedersachsen und der Kassenärztlichen Vereinigung  zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum, wo sich ein umfassendes Maßnahmenpaket, das u.a. angehende Medizinerinnen und Mediziner in allen Phasen der Ausbildung sowie der Niederlassung unterstützt, an die Evaluation des Niedersächsischen Sozialministeriums aus dem Jahre 2019 anschließt.

Auch der Landkreis Helmstedt hat mit seiner jüngsten Initiative einen finanziellen Anreiz für Ärzte geschaffen. Der Kreistag hat eine Richtlinie verabschiedet, die eine finanzielle Unterstützung bei Neugründung oder Übernahme einer Arztpraxis oder Gründung einer Zweigpraxis im Landkreis Helmstedt mit einer Zuwendung bis zu 30.000 € gewährt. Die Stadt Schöningen bereitet derzeit eine Beschlussfassung vor, diese Förderung mit eigenen Mitteln deutlich zu erhöhen.

Dies sind jedoch mittel- bis langfristig angelegte Maßnahmen. Die Möglichkeiten der Stadt Schöningen, ganz aktuell und zeitnah aktiv junge Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen, sind bekanntlich begrenzt. Dennoch werden hier alle denkbaren, rechtlich vertretbaren Unterstützungen geleistet werden.

Die Stadt will nichts unversucht lassen und bittet die Kassenärztliche Vereinigung, sich dieser dramatischen Entwicklung engagiert und intensiv anzunehmen, sich dieser Misere mit ihr gemeinsam und entschlossen entgegen zu stellen und kurzfristig zu einer Entlastung der Bestandsmediziner*innen durch den überraschenden Ausfalls der wegfallenden hausärztlichen Praxis zu kommen.

Helfen Sie uns im Kampf gegen die medizinische Unterversorgung unserer Bürgerinnen und Bürger!


Malte Schneider
Bürgermeister

 


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